Kaleidoskop der jüdischen Erinnerungen

Menachem Mayer

Allein in einem fremden Land

Heinz Mayer wurde 1932 in Hoffenheim, unweit von Heidelberg, geboren. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderte sich das Leben der Familie Mayer dramatisch. Menachem, sein Bruder Manfred und ihre Eltern Karl und Mathilde erlebten Ausgrenzung und Erniedrigung. Die Brüder Mayer konnten keine öffentlichen Schulen mehr Besuchen, der Vater verlor seinen Job als Viehhändler und wurde zum Arbeitsdienst verpflichtet. In der Reichspogromnacht wurde Karl Mayer ins KZ Dachau verschleppt, die Familie verlor ihre angestammte Wohnung. Am 22. Oktober wurde die Familie Mayer - wie alle jüdischen Familien in Baden und der Pfalz - ins Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert. Um ihre Kinder zu retten, übergaben Karl und Mathilde Mayer Menachem und seinen Bruder Fred an eine jüdische Hilfsorganisation, die sie versteckte. Menachems Eltern wurden im August 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs emigrierte Heinz nach Israel, wo er sich den neuen Namen Menachem gab; Manfred wurde Fred, als er in die USA emigrierte. Erst nach 26 Jahren Trennung sahen sich die beiden Brüder wieder.

Menachem Mayer (oben, hintere Reihe, 2. von links) in Masmiya (heute Mashmiya Shalom), 1949
Menachem (Heinz) Mayer (in der Mitte) in Masmiya (heute Mashmiya Shalom), Sommer 1949
Menachem Mayer (stehend links) während seiner ersten Tage im Kibbutz Sha’alvim bei Latrun, 1951
Menachem Mayer (unten rechts im Bild) während seinem Dienst in der israelischen Armee, 1951
Menachem (stehend rechts) bei der Arbeit im Kibbutz, 1951
Menachem Mayer im Kibbutz Sha’alvim, 1955

Ich hatte keinen einzigen Verwandten, es gab niemanden. Zumindest weiß ich nichts davon. Vielleicht gibt es Verwandte, aber ich habe nie etwas über sie gewusst. Ich hatte also niemanden. Zuerst war ich in Tel Aviv und habe Arbeit gesucht. Ich wohnte bei einer Familie, Familie Bar Or (Breuer) in Jaffa, welche mir vermittelt wurde durch eine Organisation und arbeitete in dem Reisebüro Petra in der Nahalat-Binyamin-Straße als Botenjunge. Ich sprach Französisch, Deutsch und, ich sprach Hebräisch hier. Ob mein Hebräisch gut war oder schlecht, weiß ich nicht. Es gab so viele Neueinwanderer damals, die die Sprache nicht konnten. Nach ungefähr einem Jahr habe ich mich einer Gruppe junger Leute angeschlossen, welche sich vorgenommen hatten, einen neuen Kibbutz aufzubauen und in die Armee zu gehen. Zuerst waren wir auf Hachschara. Wir wohnten in einer Abpackhalle und arbeiteten auf den Obstplantagen. Als der Winter kam, zogen wir in Zelte in Herzliya in einer verlassenen Abpackanlage, halfen den Bauern und pflasterten mit Beton die Küstenstraße bei Herzliya. Im Sommer 1950 sind wir zusammen in die Armee gegangen.

Nach zwei Jahren in der Armee haben wir einen neuen Kibbutz gegründet, der sich an der Grenze des Niemandslandes, im Ayalon-Tal bei Latrun, am Weg nach Tel Aviv, befand. Heute ist dort keine Grenze mehr. 

Ich war in dieser Gruppe junger Leute, aber ich fühlte mich die ganze Zeit allein. Auch im Kibbutz fühlte ich mich ziemlich allein, obwohl ich Freunde hatte. Wenn ich überlege, ich habe zu Niemandem von denen noch eine Beziehung. Ich war immer einsam. Ich weiß nicht, ob ich traurig war, aber ich war allein, ohne Familie. Während ich in Tel Aviv-Jaffa war, wohnte ich bei der Familie Breuer. Und zu denen hatte ich ein wenig ein familiäres Verhältnis. An manchen Wochenenden bin ich zu ihnen gefahren. Aber eigentlich hatte ich niemanden. Mein Bruder und ich schrieben uns manchmal. Nicht oft, vielleicht einmal im halben Jahr. Jeder wusste, wo der andere ist, aber nicht mehr als das.

Vergleiche diese mit einer anderen Geschichte

Menachem Mayer


Erinnere dich

Ihr Leben begann als Heinz und Manfred: sie wuchsen in einem Dorf namens Hoffenheim auf, nicht weit entfernt von Heidelberg. Aber mit dem aufkommenden Nationalsozialismus nahm ihr Schicksal eine dramatische Wende. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs emigrierte Heinz nach Israel, wo er sich den neuen Namen Menachem gab; Manfred wurde Fred, als er in die USA übersiedelte. Diese Geschichte erzählt von ihrem Überleben im Zweiten Weltkrieg und vom Schicksal ihrer Eltern - und davon, wie Menachem und Fred sich entschieden, Hoffenheim wieder zu besuchen. Der 2018 produzierte Film wird in drei Versionen erzählt - in Deutsch, Hebräisch und Englisch. Sprecher ist Ilay Elmkies, Profifussballer der TSG Hoffenheim und israelischer Nationalspieler.

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