Kaleidoskop der jüdischen Erinnerungen

Rosa Rosenstein

Jüdische Vereine

Nach Hitlers Machtübernahme floh Rosas Familie aus Berlin nach Palästina; Rosa ging 1939 mit ihrem ungarischen Ehemann Michi und ihren zwei kleinen Töchtern nach Budapest. Während Rosa und Michi interniert waren, gelang es Rosa, ihre Töchter aus Budapest zu ihrer Famile nach Palästina zu schicken. Michi starb im Arbeitslager in der heutigen Ukraine, Rosa überlebte im Versteck in Budapest während der letzten Kriegsmonate. Nach Kriegsende heiratete sie Alfred Rosenstein aus Wien, bekam einen Sohn, Georg , und zog mit ihrem Mann in seine Heimatstadt Wien. Georg, der heutzutage Zwi heißt, wanderte 1963 nach seiner Matura (Abitur) nach Israel aus, lebte in einem Kibbutz und gründete eine eigene Familie, mit der er schließlich nach Österreich zurückkehrte.

Rosa Rosenstein (2. von rechts) bei einer Purimfeier in Berlin mit ihren Freunden, 1920er Jahre
Rosa Rosenstein mit Schwestern und Freunden in Bad Buckow 1926

Wir waren immer zionistisch eingestellt. Mein Bruder zum Beispiel war schon als 14jähriger in einem zionistisch-sozialistischen Bund und trug die blauen Hemden, die die getragen haben.

Alle meine Geschwister waren in jüdischen Vereinen mit zionistischem Einschlag. Es gab ja deutsche Juden, die gesagt haben: “Um Gottes willen, was haben wir dort zu suchen, Deutschland ist unsere Heimat.“ Aber das war es nicht für uns, wir waren ja Polen. Ich war im jüdischen Turnverein “Bar Kochba“. Das war ein jüdischer Verein, halb Sport, halb Unterhaltung. Im Sommer haben wir im Grunewald trainiert, Leichtathletik gemacht, und im Winter waren wir in der Turnhalle. Ich habe mich nicht getraut, auf die Stangen zu klettern oder auf dem Barren zu balancieren, aber andere Spiele, Völkerball und Medizinball, haben mir Spaß gemacht.

Durch die jüdischen Vereine habe ich Freunde gehabt, auch Burschen. Wir sind zum Beispiel Pfingsten ins Grüne rausgefahren. Da gab es eine Eisenbahn bis Frankfurt an der Oder, das war dritter oder vierter Klasse, da konnte man auf dem Boden auf dem Rucksack sitzen, und eine Decke hatte man zum Liegen. Wir sind in der Nacht gefahren, das war aufregend! An einem See haben wir dann geschlafen - Burschen und Mädchen. Einige Nächte haben wir in Heuhaufen bei Bauern geschlafen. Ich hatte Martha, eine gute Freundin, die immer neben mir war. Berlin hat doch wunderschöne Seen. Tretboot fahren zum Beispiel, das war immer mittwochs, und gepaddelt sind wir auch. Ich konnte nicht schwimmen, aber wir sind gerudert.

Den Sommer haben meine Eltern eine Sommerwohnung gemietet. Als wir noch klein waren, war die erste Sommerfrische in Fichtenau, an einem See. Da haben wir die Betten und das Geschirr mitgenommen. Mein Vater ist zum Wochenende rausgekommen. Er hat gearbeitet, und wir waren mit der Mutter zusammen. Mutter hat gekocht, und wir haben ‑ genauso wie zu Hause ‑ Suppe mit Nudeln gegessen.

Wir haben alles gehabt. Wir haben wunderbar gegessen, wir haben das Beste und das Schönste eingekauft; Gänse hat man gebraten. Ich hab in der Schule manches Mal mit den Kindern Brote getauscht, damit ich ein Schmalzbrot kriege, und habe dafür mein belegtes Butterbrot mit Käse gegeben. Es hat uns an nichts gefehlt.

Vergleiche diese mit einer anderen Geschichte

Rosa Rosenstein


Leben mit Geschichte

Nach Hitlers Machtübernahme floh Rosas Familie aus Berlin nach Palästina. Rosa ging 1939 mit ihrem ungarischen Ehemann Michi und ihren zwei kleinen Töchtern nach Budapest. Während Rosa und Michi interniert waren, gelang es Rosa, ihre Töchter aus Budapest zu ihrer Famile nach Palästina zu schicken. Michi starb im Arbeitslager in der heutigen Ukraine, Rosa überlebte im Versteck in Budapest während der letzten Kriegsmonate. Nach Kriegsende heiratete Rosa Alfred Rosenstein aus Wien, bekam einen Sohn, Georg, und zog mit ihrem Mann in seine Heimatstadt Wien. Georg, der heute Zwi heißt, wanderte 1963 nach seinem Abitur nach Israel aus, lebte in einem Kibbutz und gründete eine eigene Familie, mit der er schließlich nach Österreich zurückkehrte. Rosa Rosenstein starb 2005 im Alter von 98 Jahren.

Arbeitsaufträge

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