Kaleidoskop der jüdischen Erinnerungen

Menachem Mayer

Erste berufliche Schritte

Heinz Mayer wurde 1932 in Hoffenheim, unweit von Heidelberg, geboren. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderte sich das Leben der Familie Mayer dramatisch. Menachem, sein Bruder Manfred und ihre Eltern Karl und Mathilde erlebten Ausgrenzung und Erniedrigung. Die Brüder Mayer konnten keine öffentlichen Schulen mehr Besuchen, der Vater verlor seinen Job als Viehhändler und wurde zum Arbeitsdienst verpflichtet. In der Reichspogromnacht wurde Karl Mayer ins KZ Dachau verschleppt, die Familie verlor ihre angestammte Wohnung. Am 22. Oktober wurde die Familie Mayer - wie alle jüdischen Familien in Baden und der Pfalz - ins Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert. Um ihre Kinder zu retten, übergaben Karl und Mathilde Mayer Menachem und seinen Bruder Fred an eine jüdische Hilfsorganisation, die sie versteckte. Menachems Eltern wurden im August 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs emigrierte Heinz nach Israel, wo er sich den neuen Namen Menachem gab; Manfred wurde Fred, als er in die USA emigrierte. Erst nach 26 Jahren Trennung sahen sich die beiden Brüder wieder.

Menachem Mayer und Chava van Cleef im Kibbutz Sha’alvim, 1955
Menachem Mayer bei der Schafsaufzucht im Kibbutz Sha’alvim, 1956

Der Kibbutz, den ich mitgegründet habe, heißt Kibbutz Shal’avim. Wir wollten uns im Kibbutz eine Schafherde anschaffen. Nach meiner Grundausbildung über Schafzucht im nahe gelegenen Kibbutz Gezer kauften wir 200 Schafe. Ich wurde Experte für Schafzucht, ich hütete die Herde und kannte viele Schafe mit ihrem Namen. Ende 1955 absolvierte ich neun Monate eine Ausbildung im Fach Agrarverwaltung. Endlich lernte ich wieder. Ich beobachtete das Verhalten der Schafe und hatte Erfolg, sie vermehrten sich. Ich war ein guter Schafhirte und wurde Experte für Schafzucht. Ich kannte viele Schafe mit Namen oder nach der Nummer, die in ihre Ohren tätowiert war. Jedes Tier hatte seine eigene Persönlichkeit. Das wichtigste an den Schafen war die Milch, durch Kreuzungen vermehrte sich die Milchproduktion beträchtlich. Natürlich wurden sie auch geschoren. Zuerst haben wir die Schafe noch mit der Hand gemolken, dann hatte unser Kibbutz aber die zweite Melkmaschine Israels. 

In diesem Kibbutz ist 1957 Jonathan, unser erster Sohn, geboren. Damals war es noch üblich in den Kibbutzim, dass die Kinder in Kinderhäusern untergebracht wurden. Das hat mich sehr gestört, denn ich wollte nicht, dass mein Kind ohne Eltern in einem Kinderheim aufwächst, so wie ich aufwachsen musste. Ich wollte, dass er ein richtiges Zuhause hat. Darum haben wir den Kibbutz verlassen. Ich hatte eigentlich keinen richtigen Beruf. 

Nachdem wir den Kibbutz verlassen hatten, fand ich Arbeit in Yemin Orde, einem Kinderheim auf dem Carmel. Es war ein sehr schöner Platz in einer wunderschönen Umgebung. Wir (Menachem und seine Frau Chava) bekamen eine Wohnung, mussten nicht dafür bezahlen, denn wir waren beide dort angestellt, bekamen Gehalt und so haben wir langsam unser Leben aufgebaut. Ich wurde Lehrer in diesem Kinderheim, bekam eine offizielle Ausbildung. Damals gab es einen großen Mangel an Lehrern, darum hat man auch Leute angestellt, die offiziell noch keine Lehrer waren. Die Kinder, die dort wohnten, waren ohne Eltern nach Israel gekommen oder waren nicht gut in ihren Familien aufgehoben. Neben meiner täglichen Routinearbeit studierte ich mehrere Jahre lang. Zweimal wöchentlich besuchte ich Kurse an der Akademie für Biologie in Haifa. Ich marschierte fünf Kilometer bergab bis zur alten Straße nach Haifa, wo ich in einen Bus zur Akademie stieg. Spät in der Nacht ging es dann auf dem gleichen Weg wieder zurück. Arbeiten und studieren habe ich deshalb geschafft, weil das Bedürfnis etwas zu lernen so groß war. Ich erwarb das Diplom als Lehrer für Naturwissenschaften.

Vergleiche diese mit einer anderen Geschichte

Menachem Mayer


Erinnere dich

Ihr Leben begann als Heinz und Manfred: sie wuchsen in einem Dorf namens Hoffenheim auf, nicht weit entfernt von Heidelberg. Aber mit dem aufkommenden Nationalsozialismus nahm ihr Schicksal eine dramatische Wende. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs emigrierte Heinz nach Israel, wo er sich den neuen Namen Menachem gab; Manfred wurde Fred, als er in die USA übersiedelte. Diese Geschichte erzählt von ihrem Überleben im Zweiten Weltkrieg und vom Schicksal ihrer Eltern - und davon, wie Menachem und Fred sich entschieden, Hoffenheim wieder zu besuchen. Der 2018 produzierte Film wird in drei Versionen erzählt - in Deutsch, Hebräisch und Englisch. Sprecher ist Ilay Elmkies, Profifussballer der TSG Hoffenheim und israelischer Nationalspieler.

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