Kaleidoskop der jüdischen Erinnerungen

Vergleiche

Hier kannst du zwei Geschichten gegenüberstellen und vergleichen:

Menachem Mayer

Erste berufliche Schritte

Der Kibbutz, den ich mitgegründet habe, heißt Kibbutz Shal’avim. Wir wollten uns im Kibbutz eine Schafherde anschaffen. Nach meiner Grundausbildung über Schafzucht im nahe gelegenen Kibbutz Gezer kauften wir 200 Schafe. Ich wurde Experte für Schafzucht, ich hütete die Herde und kannte viele Schafe mit ihrem Namen. Ende 1955 absolvierte ich neun Monate eine Ausbildung im Fach Agrarverwaltung. Endlich lernte ich wieder. Ich beobachtete das Verhalten der Schafe und hatte Erfolg, sie vermehrten sich. Ich war ein guter Schafhirte und wurde Experte für Schafzucht. Ich kannte viele Schafe mit Namen oder nach der Nummer, die in ihre Ohren tätowiert war. Jedes Tier hatte seine eigene Persönlichkeit. Das wichtigste an den Schafen war die Milch, durch Kreuzungen vermehrte sich die Milchproduktion beträchtlich. Natürlich wurden sie auch geschoren. Zuerst haben wir die Schafe noch mit der Hand gemolken, dann hatte unser Kibbutz aber die zweite Melkmaschine Israels. 

In diesem Kibbutz ist 1957 Jonathan, unser erster Sohn, geboren. Damals war es noch üblich in den Kibbutzim, dass die Kinder in Kinderhäusern untergebracht wurden. Das hat mich sehr gestört, denn ich wollte nicht, dass mein Kind ohne Eltern in einem Kinderheim aufwächst, so wie ich aufwachsen musste. Ich wollte, dass er ein richtiges Zuhause hat. Darum haben wir den Kibbutz verlassen. Ich hatte eigentlich keinen richtigen Beruf. 

Nachdem wir den Kibbutz verlassen hatten, fand ich Arbeit in Yemin Orde, einem Kinderheim auf dem Carmel. Es war ein sehr schöner Platz in einer wunderschönen Umgebung. Wir (Menachem und seine Frau Chava) bekamen eine Wohnung, mussten nicht dafür bezahlen, denn wir waren beide dort angestellt, bekamen Gehalt und so haben wir langsam unser Leben aufgebaut. Ich wurde Lehrer in diesem Kinderheim, bekam eine offizielle Ausbildung. Damals gab es einen großen Mangel an Lehrern, darum hat man auch Leute angestellt, die offiziell noch keine Lehrer waren. Die Kinder, die dort wohnten, waren ohne Eltern nach Israel gekommen oder waren nicht gut in ihren Familien aufgehoben. Neben meiner täglichen Routinearbeit studierte ich mehrere Jahre lang. Zweimal wöchentlich besuchte ich Kurse an der Akademie für Biologie in Haifa. Ich marschierte fünf Kilometer bergab bis zur alten Straße nach Haifa, wo ich in einen Bus zur Akademie stieg. Spät in der Nacht ging es dann auf dem gleichen Weg wieder zurück. Arbeiten und studieren habe ich deshalb geschafft, weil das Bedürfnis etwas zu lernen so groß war. Ich erwarb das Diplom als Lehrer für Naturwissenschaften.