Kaleidoskop der jüdischen Erinnerungen

Menachem Mayer

Besuch in Hoffenheim als erwachsener Mann

Heinz Mayer wurde 1932 in Hoffenheim, unweit von Heidelberg, geboren. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderte sich das Leben der Familie Mayer dramatisch. Menachem, sein Bruder Manfred und ihre Eltern Karl und Mathilde erlebten Ausgrenzung und Erniedrigung. Die Brüder Mayer konnten keine öffentlichen Schulen mehr Besuchen, der Vater verlor seinen Job als Viehhändler und wurde zum Arbeitsdienst verpflichtet. In der Reichspogromnacht wurde Karl Mayer ins KZ Dachau verschleppt, die Familie verlor ihre angestammte Wohnung. Am 22. Oktober wurde die Familie Mayer - wie alle jüdischen Familien in Baden und der Pfalz - ins Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert. Um ihre Kinder zu retten, übergaben Karl und Mathilde Mayer Menachem und seinen Bruder Fred an eine jüdische Hilfsorganisation, die sie versteckte. Menachems Eltern wurden im August 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs emigrierte Heinz nach Israel, wo er sich den neuen Namen Menachem gab; Manfred wurde Fred, als er in die USA emigrierte. Erst nach 26 Jahren Trennung sahen sich die beiden Brüder wieder.

Gemeinsamer Besuch in Hoffenheims, September 1990 (v.l.n.r- Pfarrer Matthias Uhlig, Fred Raymes, Ludwig Streib, Dr. Menachem Mayer, Werner Rudisile, Doris Uhlig)
Menachem Mayer während eines Besuches in München 1974

Das erste Mal war ich 1974 wieder in Hoffenheim. Ich war in einer Gruppe von israelischen Erziehern, welche von der deutschen Regierung eingeladen worden waren. Die deutsche Regierung damals war daran interessiert, mehr Kontakt zu Israel zu haben. Ich hatte mit mir gerungen zu fahren, ich wollte eigentlich nie wieder nach Deutschland. Die Entscheidung zu fahren war schwer, aber ich habe mich dann entschlossen: Ich fahre mit! Wir haben uns die Aktivitäten verschiedener Schulen angesehen in Baden-Württemberg und Hessen. Und an einem Tag habe ich mich von der Gruppe getrennt und bin mit dem Zug von Heidelberg nach Hoffenheim gefahren. Im Zug fragte ich den Schaffner: “Wann gibt es wieder einen Zug zurück von Hoffenheim nach Heidelberg?“ Da hat er ein Heft herausgenommen und auf einen Zettel geschrieben: der Zug fährt weg um 7:00 Uhr, kommt an um 8:00 Uhr, fährt weg um 8:00 Uhr kommt an um 9:00 Uhr, der Zug fährt weg um 9:00 Uhr kommt an um 10:00 Uhr. Ich habe zu ihm gesagt: “Es genügt mir nur am Nachmittag.“ Da hat er die Hacken zusammengeschlagen und gesagt: “Sie haben mir einen Befehl gegeben.“ Er war ein älterer Mann. Das war eine der ersten Begegnungen. Dann stand ich in Hoffenheim. Ich war aufgeregt! Ich ging durch die Straßen, ging zum Wald, durch den ich mit meinen Eltern und meinem Bruder so oft gegangen war, um die Großmutter Mina in Neidenstein zu besuchen, ich erkannte die Gerüche und Farben und sehnte mich nach dieser zerstörten Welt. Sehnte mich nach meiner Kindheit. Ich bin zu dem Platz gegangen, wo damals die Synagoge stand. Statt der Synagoge stand da eine Scheune. In einem Hof gegenüber war eine Frau. Ich fragte sie, ob sie eine Familie Mayer gekannt hat. “Ja, ja!“ Da habe ich gesagt: “Das war eine jüdische Familie.“ Nein, sagte sie, die habe sie nicht gekannt. Das war meine erste Begegnung! Ich sprach eine jüngere Frau an, sie war vielleicht fünfzig, sie muss damals ein kleines Kind gewesen sein. Als ich gesagt habe, wer ich bin, hat sie angefangen zu weinen und sagte: “Ja, ich erinnere mich ganz gut, wie ihr die Koffer geschleppt habt und weg musstet.“

Vergleiche diese mit einer anderen Geschichte

Menachem Mayer


Erinnere dich

Ihr Leben begann als Heinz und Manfred: sie wuchsen in einem Dorf namens Hoffenheim auf, nicht weit entfernt von Heidelberg. Aber mit dem aufkommenden Nationalsozialismus nahm ihr Schicksal eine dramatische Wende. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs emigrierte Heinz nach Israel, wo er sich den neuen Namen Menachem gab; Manfred wurde Fred, als er in die USA übersiedelte. Diese Geschichte erzählt von ihrem Überleben im Zweiten Weltkrieg und vom Schicksal ihrer Eltern - und davon, wie Menachem und Fred sich entschieden, Hoffenheim wieder zu besuchen. Der 2018 produzierte Film wird in drei Versionen erzählt - in Deutsch, Hebräisch und Englisch. Sprecher ist Ilay Elmkies, Profifussballer der TSG Hoffenheim und israelischer Nationalspieler.

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